Wenn an Produkten Menschenleben hängen
25.04.2023
ENGEL liefert Spritzgießlösungen für die Herstellung hochsensibler Medizintechnikprodukte. Christoph Lhota ist Vice President Medical and Packaging bei ENGEL Austria. Mit KC-aktuell spricht er über Herausforderungen in einer Branche, die besonders große Verantwortung für Sicherheit und Qualität trägt.
Die Anforderungen – aber auch die Verantwortung – für Produkte und Produktqualität in der Medizintechnik sind extrem hoch. Welche Lösungen bietet ENGEL, um der Verantwortung gerecht zu werden?
Um Lösungen für die Medizintechnik zu entwickeln, ist es wichtig, die spezifischen Anforderungen dieser Branche bis in die Tiefe zu kennen und zu verstehen. Deshalb haben wir eine eigene Business Unit Medical. Damit stellen wir sicher, dass wir immer auf dem Laufenden und auf Augenhöhe mit unseren Kunden sind, auch wenn sich Gesetze und Rahmenbedingungen ändern. Wir sind davon überzeugt, dass auf diesem tiefen Branchenverständnis der Erfolg von ENGEL beruht. Wir haben unsere Spritzgießmaschinen und Automatisierung für den Einsatz im Reinraum optimiert und eine Reihe weiterer Produkte entwickelt, die die Reinraumproduktion sicherer machen – zum Beispiel GMP-gerechte Förderbänder oder Einhausungen für Robotergreifer. Bei vielen Projekten sind wir Systemlieferant und übernehmen auch die GMP-Dokumentation für unsere Kunden.
Was muss ein Kunststoffverarbeiter bei der Anschaffung des Maschinenparks für eine Reinraumproduktion bedenken? Wie unterstützt ENGEL seine Kunden bei der Planung dazu?
Gerade in der Medizintechnik braucht es Partner, denen man vertraut. Der Kostendruck ist hoch. Reinheit und Sicherheit müssen mit Effizienz vereint werden. Wenn von Beginn an alle Komponenten aufeinander abgestimmt werden und die Prozessschritte ineinandergreifen, lassen sich Effizienzpotenziale am besten ausschöpfen. ENGEL bietet von der Spritzgießmaschine über die Automatisierung und Prozesstechnologie bis zur Digitalisierung viele Produkte aus der eigenen Entwicklung und Produktion. Darüber hinaus integrieren wir Lösungen von Partnern, die ebenfalls auf ihrem Gebiet führend sind. Dabei bleiben wir der zentrale Ansprechpartner für unsere Kunden.
Wie lässt sich Nachhaltigkeit in der Medizintechnikbranche verwirklichen? Was trägt ENGEL dazu bei?
Die Digitalisierung ist ein wichtiger Wegbereiter für Nachhaltigkeit. Assistenzsysteme wie iQ weight control halten die Prozesse selbst bei einem Wechsel der Rohmaterialcharge stabil. Ausschuss wird proaktiv verhindert, was den Material- und Energieeinsatz reduziert. Mit der Definition von Prozessfenstern lässt sich die dynamische Prozessregelung einfach in die Validierung einbinden. Ein weiterer Fokus ist die Energieeffizienz. Vollelektrische Maschinen, wie sie in der Medizintechnik bevorzugt eingesetzt werden, arbeiten mit extrem effizienten Antrieben. Angesichts der hohen Energiepreise rechnet sich die Investition in eine moderne Maschine oft schon in Monaten statt Jahren. In Kombination mit intelligenter Assistenz und einer Temperierung mit drehzahlgeregelten Pumpen sind Energieeinsparungen von bis zu 67 Prozent möglich.
Welche Zukunftsthemen für den Medizintechnikbereich sieht ENGEL?
Unser Ziel ist, das Potenzial der Digitalisierung umfangreicher auszuschöpfen. Die intelligente Assistenz ist nur einer von vielen Aspekten. Auch im Bereich Service ist das Innovationstempo enorm – beschleunigt nicht zuletzt durch die Coronapandemie. Während der letzten Jahre wurden beim virtuellen Teamwork alle Register gezogen und wir haben gesehen, wie einfach und zuverlässig die Lösungen funktionieren: zum Beispiel e-connect.24, das Online-Support-Tool von ENGEL, oder e-connect.monitor für die vorausschauende Instandhaltung. Beide reduzieren Serviceeinsätze vor Ort. Dies hält Anlagenstillstände kurz und steigert die Sicherheit, weil die Servicetechniker nicht in den Reinraum müssen. Videotelefonie und Augmented Reality eröffnen weitere Möglichkeiten, die wir immer stärker ausschöpfen.