04.07.2024
Der KC-Beirat ist ein Expertengremium aus aktuell 20 Industrie- und Forschungsvertreter:innen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Sie beraten den Kunststoff-Cluster beim Ausrichten, Steuern und Bewerten seiner Aktivitäten. Mit 2024 verstärken drei neue Beiräte das Gremium und wir haben das Trio gleich zum Interview gebeten.
Greiner ist ein wichtiger Arbeitgeber – wir haben im Kremstal mehr als 1.600 Arbeitsplätze, die sich mit Kunststoffverarbeitung beschäftigen. Ich will einen Beitrag leisten, um das doch ziemlich angekratzte Image von Kunststoff wieder in eine positive Richtung zu lenken. Das Netzwerk des KC bietet hier die ideale Plattform, in der wir als Unternehmen mitarbeiten möchten.
Die größte Herausforderung liegt darin, dass wir alles dafür tun müssen, um unsere Umwelt zu schonen. Daher spielen Kreislaufwirtschaft und Recycling ganz wesentliche Rollen. Beim Einsatz von Recyclingmaterialien wird es immer wichtiger, sich Quellen zur Materialbeschaffung zu sichern. Greiner hat als ersten Schritt ein PET-Recyclingwerk in Serbien gekauft, um eigenes rPET aus gesammelten Flaschen produzieren zu können.
Die hohen Energiekosten drängen uns, den Energieverbrauch beim Verarbeiten von Kunststoff zu reduzieren. Deshalb arbeiten wir bei Greiner intensiv daran, die Technologie weiterzuentwickeln, um in der gesamten Prozesskette den Energieverbrauch zu senken. Fehlendes Personal für unsere weltweiten Produktionsstandorte zwingt uns, unsere Produktionsprozesse und interne Logistik zu automatisieren, da wir ansonsten unseren Schichtbetrieb nicht aufrechterhalten können.
Automatisierung und Digitalisierung erachte ich als enorm wichtig. Speziell die KI wird uns hier einerseits große Dienste erweisen, andererseits verbergen sich in ihr auch Gefahren, wenn sie nicht richtig angewendet wird. Datensicherheit wir daher auch immer wichtiger werden und einen höheren Stellenwert bekommen.
Harald Steiner ist ausgebildeter Maschinenschlosser und hat sich im Zuge zahlreicher Ausbildungen bei Greiner bis zu seiner aktuellen Funktion als Vice President Global Technology & Excellence für die Greiner Packaging International GmbH weiterentwickelt.
Ich habe den KC immer als wichtige Stimme der Kunststoffindustrie wahrgenommen. Ein Teil seines Erfolges ist, dass er den breiten Mix aus verschiedenen Bereichen der Kunststofftechnik vereint. Ich denke, für die Themen Extrusion und Thermoformen kann ich wertvolle Inputs liefern.
Ich sehe die größten Schwächen von Kunststoff gleichzeitig als seine größten Hebel. Der Rohstoffursprung (Öl) kann mittlerweile durch BioNaphta und andere Bioquellen ersetzt werden, die nicht fachgerechte Entsorgung kann durch richtiges Sammeln und Recycling nachhaltiger gestaltet werden. Das größte Problem aktuell sehe ich aber im negativen Narrativ, das rund um Kunststoffe verbreitet wird. Leider fehlt hier sehr oft der ganzheitliche Blick darauf. Gerade die vielen Stärken von Kunststoff, wie sein relativ geringes Gewicht, seine gute Recyclingfähigkeit, seine mannigfachen Eigenschaften etc., können einen wesentlichen Beitrag leisten, um die Nachhaltigkeit zu verbessern.
Mir ist wichtig, die Sichtweisen von Salzburger Kunststoffunternehmen und von Extrusions- und Thermoformbetrieben einzubringen. Ein besonderes Anliegen ist mir, junge Leute für technische Berufe zu begeistern und dass der KC Initiativen dafür aufrechterhält und ausbaut.
Peter Fankhauser hat Kunststofftechnik an der Montanuniversität Leoben studiert. Heute leitet er die Abteilung Technical Service & Development sowie das Qualitätsmanagement bei Senoplast Klepsch & Co GmbH.
In meiner Funktion als Beirat möchte ich noch genauer auf die Bedürfnisse der Kunststoffwirtschaft schauen, Branchenspezifika durchleuchten, aber auch kreative Ideen fördern. Ich bringe viel Know-how in Bezug auf aktuelle Normen und Regularien mIt und habe mir zum Ziel gesetzt, das Verständnis für das Zusammenspiel von angewandter Forschung, gesetzlichen Vorgaben und technischem Fortschritt zu stärken.
Das OFI begleitet die heimische Kunststoffwirtschaft bereits seit mehr als 70 Jahren. Wir bemerken in der Zusammenarbeit mit unseren Kunden, dass sehr viel Unsicherheit hinsichtlich gesetzlicher Vorgaben besteht. Normen und Regularien entwickeln sich stetig weiter, neue Auflagen erfordern neue Strategien. Das kann nicht nur verunsichern, sondern auch viel Manpower fordern. Mir ist es ein Anliegen, die regulatorischen Vorgaben mit den Ansprüchen des Clusters und der Forschung in Einklang zu bringen und so der Wirtschaft unter die Arme zu greifen. Damit Entwicklungen und Innovationen künftig noch schneller in die Praxis gelangen und für Unternehmen nutzbar werden.
Die Themen Recycling, Kreislauffähigkeit und Ressourceneinsatz beschäftigen aktuell Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen: egal ob die Verpackungsindustrie, den Lebensmittelsektor oder die Baubranche, die Pharmaindustrie, den Automotivesektor oder die angewandte Kunststofftechnik. Als Geschäftsführer des OFI habe ich Einblick in die Bedürfnisse dieser unterschiedlichen Branchen und die Aufgaben, die sie aktuell meistern müssen. Und ich habe Einblick in Lösungsstrategien, die durch die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft entstehen. Ich freue mich darauf, meine Expertise und Ideen im KC einzubringen, im Beirat zu diskutieren und so gemeinsam innovative Lösungen für den Kunststoffsektor voranzutreiben.
Der Kunststofftechniker Udo Pappler ist Absolvent der Montanuniversität Leoben und seit 2017 Geschäftsführer des OFI Österreichisches Forschungsinstitut für Chemie und Technik.