Nachhaltiger und innovativer Werkzeugbau

FORUM.Werkzeugbau 2023 Publikum
FORUM.Werkzeugbau 2023: Zweiter Veranstaltungstag im Arburg Technology Center (ATC) Inzersdorf © Business Upper Austria
Live-Vorführungen beim FORUM.Werkzeugbau 2023
Live-Vorführungen beim FORUM.Werkzeugbau 2023 © Christian Streili
Gerret Lukas vom Lehrstuhl für Produktionssystematik der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen
Gerret Lukas vom Lehrstuhl für Produktionssystematik der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen © Business Upper Austria
Torsten Glittenberg (Witosa GmbH Heißkanalsysteme)
Torsten Glittenberg (Witosa GmbH Heißkanalsysteme) © Christian Streili

12.07.2023

Das FORUM.Werkzeugbau 2023 – eine der führenden Fachveranstaltungen der Branche – fand vom 29. bis 30. Juni im Technologie- und Innovationszentrum (TIZ) Kirchdorf sowie im Arburg Technology Center (ATC) Inzersdorf statt. Mehr als 100 Interessierte sowie zahlreiche Aussteller aus dem In- und Ausland nahmen an der Veranstaltung, die das TIZ Kirchdorf in Kooperation mit dem Kunststoff-Cluster organisierte, teil. Die 15 spannenden Vorträge sowie Diskussionen spannten den Bogen von Nachhaltigkeit über Digitalisierung und neuen Technologien bis hin zur Ausbildung im Werkzeugbau.

Nachhaltigkeit ist im Werkzeugbau nicht nur ein Schlagwort, sondern auch in dieser Branche wettbewerbsentscheidend. Beim FORUM.Werkzeugbau erfuhren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter anderem, welche Strategien und Entwicklungen für den Werkzeugbau in den nächsten Jahren als erfolgsversprechend gelten. Gerret Lukas vom Lehrstuhl für Produktionssystematik der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen skizzierte beispielsweise die Transformation vom industriellen zum nachhaltigen Werkzeugbau.

„Die Branche muss sich digital vernetzen sowie eine nachhaltige Produktion anpeilen, sprich: Energie sparen, Rohstoffe sichern, Recycling erhöhen und dabei die Verbraucherfreundlichkeit und Funktion erhalten“, betonte er.

Demnach bestehe das Erfolgsrezept für 2030 aus digitaler Vernetzung, datenbasierten Geschäftsmodellen, nachhaltiger Wertschöpfung, innovativen Fertigungstechnologien und kollaborativer Zusammenarbeit.


Nachhaltigkeitsmanagement für wirtschaftlichen Erfolg

Ähnlich sieht es Wolfram Heger von der Dr. Heger + Experten GmbH:

„Aus wirtschaftlichen Überlegungen führt an einem proaktiven Nachhaltigkeitsmanagement im Werkzeug- und Formenbau kein Weg vorbei. Wichtig dabei ist, zuerst einen Plan zu gestalten und dann zu handeln. Denn ob Klimawandel, Ressourcenschonung oder verantwortliche Lieferketten – die damit verbundenen Herausforderungen finden ihren Weg dramatisch beschleunigt in Gesetze wie z. B. über den Green Deal der EU oder in die Anforderungen von Kunden und Kapitalgebern.“

Polieren im Mikrometerbereich

Gerhard Puhl (Puhl Oberflächentechnik GmbH) und Ralf Stecker (P.O.S. Plasma Oberflächen Service GmbH) referierten über automatisierte Poliertechnik in Verbindung mit Beschichtungen. Gerhard Puhl wies dabei auf die Anwendungen in der Medizintechnik hin, da automatisches Polieren auf mehrere Mikrometer genau möglich ist. Mit einer eigenen Software vermisst Puhl Oberflächentechnik jedes Bauteil, bevor es poliert wird, um so die erforderliche Genauigkeit zu gewährleisten. Im Vortrag von Ralf Stecker standen Beschichtungen im Fokus, die je nach Einsatzbedingungen variieren und unter anderem von der Härte des Grundmaterials, der Oberflächenrauigkeit oder erodierten Oberflächen abhängen. Fazit: „Die eine beste Beschichtung gibt es nicht.“


Wärmebehandlung rechtzeitig berücksichtigen

Klaus Höggerl (HTR Härtereitechnik Rosenblattl GmbH) plädierte dafür, Wärmebehandler so früh wie möglich einzubeziehen – bestenfalls schon in der Konstruktionsphase bzw. bei der Werkstoffauswahl – und ihnen alle relevanten Informationen (z. B. Anforderungen, Einsatzgebiet, Nachfolgeoperationen) zur Verfügung zu stellen.

„Werkzeugbauer selbst sollten ebenfalls über den Wärmebehandlungsprozess Bescheid wissen“, ist Höggerl überzeugt.

Sein Unternehmen biete daher Betriebsbesichtigungen an, um vor Ort einen Einblick in den Prozess zu geben.

„Auch wir werden eine Betriebsbesichtigung bei HTR organisieren“, kündigte Kunststoff-Cluster-Projektmanagerin Doris Würzlhuber spontan an.

Ausbildung im Werkzeugbau

Dominik Köb (Meusburger Georg GmbH& Co KG) präsentierte mit der „Lehre im Ländle“ ein Best-Practice-Beispiel. Werbekampagnen, Schulbesuche, Schnuppertage, Messeauftritte oder unternehmensübergreifender Wissensaustausch sind Teil der Unternehmensstrategie. Über den Nachwuchs für die seit 2002 bestehende Lehrwerkstatt mit 15 Ausbildnerinnen und Ausbildnern muss sich der Betrieb keine Sorgen machen. Meusburger bildet aktuell 105 Lehrlinge aus. 2023 gab es für die 21 verfügbaren Ausbildungsplätze 220 Bewerbungen.


Verschiedene Ausbildungstypen für Lehrlinge

Bei starlim-sterner haben seit 1976 mehr als 400 Lehrlinge ihren Abschluss gemacht. Der Vorzeigebetrieb bietet aktuell 15 verschiedene Lehrberufsausbildungen an und ist seit 2007 Partner der Kremstaler Technischen Lehrakademie (KTLA).

„Als Kaderschmiede für Spitzentechnikerinnen und -techniker bietet die KTLA eine einzigartige Ausbildungsform. Sie kombiniert eine HTL-Ausbildung in Maschinenbau und Automatisierungstechnik mit einem Lehrberuf in den Bereichen Prozesstechnik, Kunststofftechnik, Metalltechnik oder Mechatronik“, berichtete Reinhard Koch, Ausbildner bei Starlim Spritzguss, und wies darüber hinaus auf das umfassende Ausbildungsangebot bei starlim-sterner hin: Vorqualifikation, TQM (Teilqualifikation Metall), klassische Lehrlingsausbildung, Lehre mit Matura oder Duale Akademie.


Mit Additiver Fertigung zur Nachhaltigkeit

Der zweite Veranstaltungstag stand unter anderem im Zeichen der Praxis. Neben Vorträgen zu Additiver Fertigung im Werkzeugbau erlebten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei Vorführungen die vorgestellten Anwendungen auch live. Darüber hinaus rückte wie schon am ersten Tag das Thema Nachhaltigkeit ins Zentrum. Torsten Glittenberg (Witosa GmbH Heißkanalsysteme) verwies in diesem Zusammenhang auf die Einsparungsmöglichkeiten von Energie und CO2 im Werkzeugbau bzw. Spritzguss durch disruptive und additive Heißkanaltechnik und stellte die erste additiv gefertigte einteilige Heißkanaldüse vor. Ebenso präsentierte er den Energy BLOCKER® von Witosa als erstes additiv gefertigtes Druckstück mittels selektivem Laserschmelzen (SLM).


Resümee

„Das FORUM.Werkzeugbau 2023 hat erneut bewiesen, dass der Werkzeug- und Formenbau eine dynamische und zukunftsorientierte Branche ist. Die beachtliche Zahl an hochkarätigen Referentinnen und Referenten sowie die Vielfalt der präsentierten Themen haben gezeigt, dass der Innovationsgeist im Werkzeugbau ungebrochen ist", zieht Kunststoff-Cluster-Projektmanagerin Doris Würzlhuber Bilanz.

Matthäus Radner, Geschäftsführer des TIZ Kirchdorf, betonte: „Das FORUM.Werkzeugbau 2023 hat gezeigt, dass Ausbildung und Förderung junger Talente von großer Bedeutung sind. Die Vorträge von Meusburger und starlim-sterner haben eindrucksvoll demonstriert, welches Potenzial unsere Jugendlichen besitzen."

Begleitende Fachausstellung

Das FORUM.Werkzeugbau wurde umrahmt durch eine Fachausstellung. Folgende Unternehmen diskutierten mit den Teilnehmer:innen in den Pausen und standen mit ihrer Expertise zur Verfügung: 

Bio-Circle Surface Technology GmbH | EWIKON Heißkanalsysteme GmbH | FDU Hotrunner GmbH | Hasco Austria GmbH | Hufschmied Zerspanungssysteme GmbH | imm-solutions GmbH | Meusburger Georg GmbH & Co KG | Mold-Masters Europa GmbH | SimpaTec GmbH | TRUMPF Maschinen Austria GmbH & Co. KG | TSM e.U. | voestalpine High Performance Metals International GmbH | Werth Messtechnik Österreich GmbH | Witosa GmbH Heißkanalsysteme | WNS e.U. | Zimmer & Kreim GmbH & Co. KG


FORUM.Werkzeugbau 2025

Das nächste FORUM.Werkzeugbau findet vom 26. bis 27. Juni 2025 erneut im Technologie- und Innovationszentrum Kirchdorf statt.