Das schwere Los der 3D-Druck-Dienstleister

Gastbeitrag von Dr. Benedikt Zoller-Rydzek

Druckraumüberwachung eines FDM-3D-Druckers mittels Laserlinienscanner © Tobias Werner (FH Vorarlberg)
Druckraumüberwachung eines FDM-3D-Druckers mittels Laserlinienscanner © Tobias Werner (FH Vorarlberg)
Dr. Benedikt Zoller-Rydzek, Forscher an der ZHAW School of Management and Law (Schweiz) und Teilprojektleiter des EU Interreg ABH81 Projektes zu neuen Geschäftsmodellen im 3D-Druck © ZHAW
Dr. Benedikt Zoller-Rydzek, Forscher an der ZHAW School of Management and Law (Schweiz) und Teilprojektleiter des EU Interreg ABH81 Projektes zu neuen Geschäftsmodellen im 3D-Druck © ZHAW

23.11.2020

Die Additive Fertigung gewinnt zunehmend an Bedeutung. Während der Coronakrise wurden der 3D-Druck und die dezentrale Fertigung von (kritischen) Bauteilen immer wieder als Heilmittel gepriesen. Trotz der steigenden Anzahl von hochwertigen Druckern ist der Additiven Fertigung noch nicht der Durchbruch gelungen.

Die Anzahl der verkauften industriellen 3D-Drucker stieg von knapp 5.000 im Jahr 2007 auf beinahe 15.000 im Jahr 2017. Dabei kosten diese Industriedrucker im Durchschnitt 100.000 Euro, dafür lassen sich Produkte in sehr hoher Qualität mit hervorragenden Materialeigenschaften herstellen.

Im EU Interreg ABH81 (am-abh.net) wird gemeinsam mit 16 Partnern aus dem Alpenrhein-Raum an neuen Geschäftsmodellen im 3D-Druck geforscht und gearbeitet. Dabei zeigt sich, dass einer der Vorteile der Additiven Fertigung auch gleichzeitig ein Hindernis auf dem Weg zur globalen dezentralen Herstellung ist.

Zahlreiche Hürden zu meistern

Die Additive Fertigung ermöglicht eine Produktion von kleinen Losgrößen – vor allem spezielle (Ersatz-)Teile können schnell und günstig hergestellt werden – im Idealfall sogar direkt beim Endverbraucher. Dies stellt 3D-Druck-Dienstleister aber vor zwei Herausforderungen: Erstens, die Akquise und der Vertrieb von Produkten mit kleinen Losgrößen ist sehr aufwendig und verursacht hohe Kosten im Vergleich zum Ertrag einer Kleinserie. Zweitens, die Fernlogistik ist extrem effizient. Gerade bei hochwertigen Teilen mit geringem Gewicht sind die Transportkosten damit beinahe nebensächlich. Dies erschwert den Aufbau eines rentablen globalen Netzwerkes für 3D-Drucker. Hinzu kommt, dass der 3D-Druck ein enormes Know-how benötigt, welches sich nicht einfach auf internationale dezentrale Druckzentren übertragen lässt.

Überzeugungsarbeit notwendig

Viele 3D-Druckdienstleister müssen durch einen gezielten digitalen Vertrieb ihre Akquisekosten senken, nur so können nachhaltige Umsätze erzielt werden. Auch muss der tatsächliche Mehrwert des 3D-Drucks (z.B. freie Formgebung, geringeres Gewicht der Bauteile, bessere Materialeigenschaften) dem Kunden klarer aufgezeigt werden. Beim Aufbau eines globalen 3D-Drucknetzwerks müssen die richtigen Partner an den richtigen Orten gefunden und eine Mischung aus Fernlogistik und dezentraler Produktion implementiert werden. Durch internationales Projektmanagement, gepaart mit technischen Lösungen wie der digitalen Druckraumüberwachung, muss 3D-Druck Know-how gezielt und konsistent an allen Druckstandorten eingesetzt werden. So können 3D-Druckdienstleister erfolgreich eine globale dezentrale Fertigung umsetzen.

http://am-abh.net